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Die Busch- oder Holzweibel im Erzgebirge

In den Wäldern des Erzgebirges sind die Buschweibel heimisch. Mancherorts werden sie auch Holzweibel oder Buschmütter genannt. Es sind gute Geister, die wilde Kräuter sammeln und den Menschen helfen. Haben sich Kinder im  Walde verlaufen, so bringen sie die Verirrten zum Waldrand, damit sie den Weg nach Hause finden. Kommen sie in die Dörfer, dann behüten sie die kleinen Kinder, verschließen offen gelassene Türen und binden das Vieh an, wenn es sich losgerissen hat.
Der wilde Jäger ist der Feind der Buschweibel. Wenn er auf seinem Roß durch die Luft jagt, gefolgt von seinen wilden Weidgenossen, hetzt er die Buschweibel und bringt sie um, wo er nur kann, und dann bleibt für lange Zeit schlechtes Wetter. Um den wilden Jäger zu vertreiben, zünden sie an verschiedenen Stellen im Walde Feuer an. Den aufsteigenden Rauch kann der wilde Jäger gar nicht vertragen. Er muß husten, glaubt zu ersticken und sucht schleunigst das Weite. Dann lassen Regen, Sturm und Hagel nach, und die Buschweibel tauchen selbst triumphierend über den Wäldern auf. Wenn der Waldnebel aufsteigt, sagt man daher: „Die Buschweibel ziehen auf!“ Auch vor dem Teufel müssen sie sich in Acht nehmen. Sitzen sie aber auf einem Baumstamm, in den ein Kreuz geschlagen ist, hat der Böse keine Macht über sie. Daher sind sie den Holzfällern besonders gewogen, da diese dem Brauch gemäß in den fallenden Baum ein Kreuz mit der Axt schlagen. Einmal kam ein Holzweibel angerannt, hinter dem der Teufel her war, und rief schon von weitem: „Holzhauer, hacke drei Kreuze auf den Stock!“ Das tat der auch geschwind. Das Weibel setzte sich darauf, und der Teufel mußte mit leeren Krallen abziehen.
Die Buschweibel waren auch zu manchen Schabernack aufgelegt. So wird berichtet, daß einem Mann aus Lauterbach ein Buschweibel erschien, daß seinen Kopf in den Händen trug. Darob erschrak der Mann nicht wenig, denn er glaubt, der wilde Jäger habe dem guten Geist den Kopf abgeschlagen. Doch dann setzte sich das Buschweibel den Kopf wieder ordentlich auf den Rumpf. Da merkte er, daß der Waldgeist nur einen Schabernack mit ihm trieb. Unbesorgt konnte er sich nun über das heraufziehende schöne Wetter freuen.
Leider mußten die Buschweibel das Erzgebirge verlassen. Denn seit das Brot im Backofen gezählt wird, wissen sie nicht mehr, wovon sie leben sollen. Früher wurde es nicht gezählt, da konnten sie sich das Brot überall holen. Auch auf der böhmischen Seite des Erzgebirges trifft man die Buschweibel nicht mehr. Wie man sich erzählt, ging auch dort die gute alte Zeit vorüber, was die Buschweibel selbst prophezeit hatten, denn sie sagten: „Wenn man wird die Knödel im Topf und das Brot im Ofen zählen, dann ist unsere Zeit vorbei, und wir werden nicht mehr da sein!“ Sie konnten nämlich nichts nehmen, was abgezählt war, und fanden nun nichts mehr zu essen.
Anmerkung: Über die Begegnung des Mannes aus Lauterbach mit dem Buschweibel, dort Buschmutter genannt, wie auch über die Verfolgung der „Buschmütter“ durch den wilden Jäger berichtet Martha Hunger in „Die Blume vom Schlettenberg“, Band I, S. 26.

Quelle: Lauterbach, W.: Sagenbuch des Erzgebirges, Altis-Verlag, Berlin 1995 

Holzbildhauer Jörg Bäßler, Burkhardtsdorf