Die Geyerschen Stadtpfeifer erblasen sich einen Schatz
Einst hatten die Geyerschen Stadtpfeifer den Tanzenden im Thumer Ratssaale bis tief in die Nacht hinein aufgespielt und traten, nachdem der Reigen geendet, den Heimweg über die Greifensteine an. Als sie in die Nähe der alten Felsen kamen, schien es ihnen, als ob dieselben in einem besonderen Lichte glänzten. Ein Spielmann machte den Vorschlag, zu Ehren der Greifensteine eine muntere Weise zu blasen. Wie gesagt, so getan. Beim Abstieg nach Geyer sahen die Stadtpfeifer im Scheine des Mondes große Zinnstufen am Wege liegen; sie meinten, der letzte Regen habe sie ausgewaschen. Ohne Säumen hoben sie die Steine auf und steckten sie in ihren Rucksack. Als die Frauen und Kinder am nächsten Morgen die Rucksäcke nach einem Wurstzipfel oder sonst einer Gabe durchsuchten, wurden sie die Stufen gewahr und brachten sie zum Schmelzmeister. Der erkannte sie als reines Silber und lohnte die Frauen reichlich. Nutzen hat die reiche Gabe des Greifensteiners den Stadtpfeifern nicht gebracht; es ist alles wieder durch die Musikantenkehle geflossen.
Quelle: Lauterbach, W.: Sagenbuch des Erzgebirges, Altis-Verlag, Berlin 1995
Holzkunst Enrico Hentschel, Elterlein OTSchwarzbach