• Wegen der Errichtung des Fußgängerüberweges im Bereich Oberschule – Bußbahnhof sind folgende Straßensperrungen nötig: Vollsperrung Lindenstraße 13.-19.05.24; Vollsperrung Ehrenfriedersdorfer Straße 20.-25.05.24; Danach halbseitige Sperrung Ehrenfriedersdorfer Straße
StartseiteKontaktformularDatenschutzImpressum A A A

Wie die Glocke zu Geyer gegossen wurde

Die große Glocke in Geyer
Auf dem Berge Geyer, an dessen Fuß das Bergstädtchen gleichen Namens liegt, hat einst eine Sau mehrere Ellen tief eine Glocke aus dem Erdreich herausgewühlt. Die Bürger freuten sich über diesen Fund und hängten die Glocke in dem viereckigen Turm an der Bergmannskapelle auf. Die Glocke gab aber erst einen vollen reinen Klang, als ein Priester sie zu ihrer heiligen Bestimmung geweiht hatte. Als 1455 wegen des Prinzenraubes ein Sturm durchs ganze Land ging, zersprang die Glocke. Allein Kurfürst Friedrich II. ließ sie umgießen und auf der einen Seite die beiden Prinzen, auf der anderen Kunz, wie er auf der Erde liegt und sein Pferd am Zügel hält, und daneben Prinz Albrecht und den Köhler, der ihn errettet, abbilden.
Anmerkung: Die Sage ordnet sich ein in den an späterer Stelle ausführlich erwähnten Prinzenraub zu Altenburg. Zum Zeitpunkt des Ereignisses hatte Geyer noch kein Stadtrecht, welches ihm erst 1467 verliehen wurde. Der Turm an der Bergmannskapelle war 1395 als Wachturm vorgesehen. Die Prinzenglocke ist 1539 ein weiteres Mal zersprungen und mußte erneut umgegossen werden. 1942 fiel sie dem zweiten Weltkrieg zum Opfer.
    
Wie die Glocke zu Geyer gegossen wurde
Da zu Geyer reichlich Erz gefördert wurde und solches preiswert zu haben war, hatten sich ein dortiger Handwerker aufs Glockengießen verlegt. Als er den Auftrag zur Verfestigung einer größeren Glocke erhalten hatte und die Masse bereits bis zum Gusse geschmolzen war, zögerte er infolge des bedeutenden Wertes des Metalls an der Vollendung seines Werkes. Obwohl die Masse gußgerecht war, begab er sich noch einmal in seine Wohnung, um sich für die ihn erwartende Arbeit zu stärken. Dem Lehrling dauerte das Ausbleiben des Meisters zu lange, und er machte sich unterdessen ans Werk. Als der Meister zurückkam, erblickte er zu seinem Erstaunen den fertigen Guß. Da wallte der Zorn in ihm auf, und er schlug den armen Knaben. Nach dieser Mordtat machte er sich ans Ausgraben des fertigen Gusses. Als er die Glocke von ihrer Hülle befreit hatte, prüfte er sie und war überrascht von ihrem wunderschönen Klang. Da jammerte ihn die gegen seinen Lehrling verübte Schreckenstat. Er grub ein Loch, bettete den Erschlagenen hinein und bedeckte ihn mit der von ihm gegossenen Glocke. Darauf scharrte er das Loch wieder zu, und niemand wußte, wo die Stelle war und was er darin vergraben hatte. Auch als er sich dem Gerichte stellte, weil ihm sein Gewissen keine Ruhe ließ, verbarg er sein Geheimnis. Der Richter sprach ihn schuldig, und wenige Tage später wurde ihm mit dem Schwerte das Haupt vom Rumpfe getrennt.
Darüber waren viele Jahre verflossen, als eines Tages eine Sau die am Geyersberge vergrabene Glocke freiwühlte. Der Hirte meldete den Fund sogleich der Bürgerschaft, welche die Glocke erfreut zutage förderte. Die leiblichen Überreste des Lehrlings wurden ebenfalls gefunden und nach dem erstmaligen Läuten der Glocke zu Grabe getragen.

Quelle: Lauterbach, W.: Sagenbuch des Erzgebirges, Altis-Verlag, Berlin 1995
Schnitzer: H. Kreft/ A. Richter,  Schnitz- und Krippenverein Geyer e.V.